Absender: Reinhard Seifahrt
Empfänger: WLZ
Betreff: Offener Brief der Korbacher Bürgerinitiative gegen die geplanten Windräder in den Korbacher Naherholungsgebieten an die Fraktion Bündnis 90/Grüne im Korbacher Stadtparlament
Sehr geehrte Damen und Herren,
da reibt man sich die Augen, ob man richtig gelesen hat, ausgerechnet am „Tag gegen Lärm“ erscheint ein „offener Brief“ von Ihnen, in dem behauptet wird, dass eine Schallemission von Windkraftanlagen oberhalb von 1000 m Abstand nicht mehr wahrnehmbar ist. Sind Sie eigentlich noch nie in Helmscheid oder Vasbeck gewesen und haben mit der dortigen Bevölkerung gesprochen? Viele der Bewohner können auch bei größeren Abständen von den Windkraftanlagen als die besagten 1000 m bei bestimmten Windrichtungen nachts nicht bei offenem Fenster schlafen, weil ihnen die ständig wiederkehrenden Zischgeräusche den Schlaf rauben.
Besonders problematisch ist der sogenannte Infraschall, der von den riesigen, 200 m hohen, Anlagen ausgeht ,ein unhörbarer aber dennoch gesundheitsschädlicher Schall. Betroffene klagen über Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Ohrgeräusche usw….
Es gibt eine Vielzahl von Studien, die den schädigenden Einfluss von Infraschall auf die menschliche Gesundheit nahelegen.
Zum Schutz der betroffenen Bevölkerung vor den geschilderten gesundheitlichen Gefahren sollte ein Mindestabstand von etwa 2500 m eingehalten werden. In die richtige Richtung geht die bayerische 10H Regelung (10-fache Gesamthöhe der Windkraftanlage).
Wie der Tagespresse unlängst zu entnehmen war, hat unser nördliches Nachbarland
Dänemark, aufgrund einiger besorgniserregender Vorfälle, auf die Bedrohung durch
Windkraftanlagen reagiert: „Ein Großteil der dänischen Kommunen hat die Pläne für neue Windparks auf Eis gelegt, bis die staatliche Untersuchung über die Gesundheitsprobleme durch Infraschall abgeschlossen ist.“ Die dänische Regierung hat deshalb einen entsprechenden Forschungsauftrag an ein führendes Krebsforschungsinstitut vergeben. Die Ergebnisse werden im Laufe des Jahres 2017 erwartet.
Wer wie Sie die gesundheitlichen Risiken der geplanten Anlagen klein redet oder verharmlost, handelt verantwortungslos gegenüber der Bevölkerung.
In Ihrem „offenen Brief“ vermissen wir einen Hinweis auf die bedrohte Tierwelt, die Ihnen bisher jedenfalls so sehr am Herzen lag. Offenbar ignorieren Sie das Vorkommen von Rotmilanen, von Schwarzstörchen oder von Uhus in den geplanten Windvorrangflächen. Für diese seltenen Vogelarten, ebenso wie für Fledermäuse oder die Zugvögel, deren Flugrouten über Korbach verlaufen, besteht die große Gefahr, dass sie durch die Windräder geschreddert werden. Wir Windkraftgegner versuchen, mit Hilfe von Ornithologen und Mitgliedern der Naturschutzverbänden die Horste dieser Vögel zu sichten und zu dokumentieren. Diese Arbeit sowie unsere Hinweise auf die gesundheitlichen Gefahren durch die geplanten Windkraftanlagen zeigen, dass eigentlich wir die „wahren Grünen“ sind, während Sie offenbar Ihre bisherigen Grundsätze auf dem Altar Ihres „grünen Windwahns“ opfern.
Und wofür? Für 20 Windräder, die angeblich ausreichen, zusätzlich zu den vorhandenen Quellen Korbach mit ausreichendem Strom zu versorgen. Da können Sie 100 solcher Windräder rund um Korbach bauen und ändern doch nichts an dem grundsätzlichen Problem, dass Windstrom Zufallsstrom ist. Was machen Sie denn an den durchaus zahlreichen Tagen, an denen kein Wind oder nur ein laues Lüftchen weht? Schauen Sie doch bisweilen mal in Richtung der Helmscheider Höhe und werfen einen Blick auf die dortigen Windräder, dann wissen Sie wovon wir reden. Um eine Versorgungssicherheit für die Verbraucher zu garantieren, muss in diesen Situationen auf konventionelle Kraftwerke zurückgegriffen werden. Windstrom spart keine Grundlastkraftwerke ein.
Statt sinnlos Milliarden für den Bau von Windkraftanlagen und deren Förderung zu verschwenden, sollte man dieses Geld in die Erforschung von Speichertechnik stecken, denn ohne diese bis jetzt nicht existierenden Speichermöglichkeiten macht Windkraftnutzung keinen Sinn. Eine Realisierung Ihrer Vorschläge würde bedeuten, dass man den zweiten vor dem ersten Schritt tut.
Insgesamt ist zu sagen, dass Ihr „offener Brief“ für uns nur Ausdruck einer vollkommen verfehlten und desaströsen Energiepolitik Ihrer Partei ist.